Südafrika
Garden Route
Die Garden Route ist eine Panoramastraße und Teil der N2. Offiziell beginnt sie in Mossel Bay und endet 200 km weiter westlich am Storms River, der Begriff wird allerdings immer mehr verallgemeinert für Reisen entlang der Südküste Südafrikas.
Für uns begann die Rundreise bereits in Kapstadt und führte uns bis nach Addo. Für den Rückweg nahmen wir die Route 62 über Oudtshoorn. Insgesamt waren wir 2 Wochen unterwegs und haben währenddessen 2426 km zurückgelegt.
Hermanus
Nachdem wir bereits zweieinhalb Wochen in Kapstadt verbracht hatten, entschieden wir uns für Hermanus als ersten Stopp unseres Road Trips. Hermanus ist so etwas wie das touristische Zentrum der Walbeobachtung und hat sogar einen Walschreier, welcher, sobald Wale in Sicht sind, sein Horn bläst. Jedes Jahr im Winter und Frühling zwischen Juni und November kommen die Südkaper aus der Antarktis in den Norden, um sich hier zu paaren und ihre Jungen zu gebären.
Als wir in Hermanus ankamen, regnete es leider. Wir haben mit dem Auto einen Aussichtspunkt angesteuert und tatsächlich auch gleich kurz einen Wal zu Gesicht bekommen. Das genügte uns für den Moment. Abends, als es etwas trockener wurde, machten wir uns noch auf zu Hoy’s Koppie, einem Hügel in der Stadt, von dem aus man einen netten Blick über Hermanus und auf den atlantischen Ozean hat.
Am nächsten Tag hatten wir wieder mehr Glück mit dem Wetter. Wir gingen vom Grotto Beach bis zu Gearing’s Point den wunderschönen Cliff Path Trail entlang. Immer wieder sahen wir Wale entlang der Meeresoberfläche treiben und Luft durch ihr Blasloch ausstoßen. Hier trafen wir auch zum ersten Mal auf Dassies (dt. Klippschliefer), einer optischen Kreuzung aus einem Hasen ohne Ohren und einem Biber ohne Schwanz, deren nächster Verwandter allerdings der Elefant ist, und die uns auf unserer weiteren Reise immer wieder begegnen sollten.



Kap Agulhas
Das Kap Agulhas ist der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents. Hier treffen der atlantische und der indische Ozean aufeinander.
Auf dem Weg nach Swellendam nahmen wir den lohnenswerten Umweg über das Kap. Beim Anblick, wie die Wellen an die Brandung peitschten und das Meer bis zum Horizont reichte, hatten wir tatsächlich ein wenig das Gefühl, am Ende der Welt zu sein. Ganz in der Nähe befindet sich zudem das Schiffswrack der Meisho Maru 38, einem japanischen Fischereischiff, welches 1982 in einem schweren Sturm kenterte und seitdem hier an der Küste liegt.



Marloth Nature Reserve
Das Marloth Nature Reserve hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm, bis unsere Gastgeberin in Swellendam uns den Tipp einer Tageswanderung dort gegeben hat. Im Naturschutzgebiet gibt es Wege für unterschiedlich lange und anstrengende Tageswanderungen sowie auch eine Mehrtagesroute.
Nachdem wir über Umwege das Eingangstor gefunden hatten, wählten wir die 10 km lange Plaat Loop und ergänzten diese um 2 km zum Duiwelsbos Wasserfall und zurück. Der Weg führte hauptsächlich durch Fynbos Vegetation, sodass wir zwar kaum Schatten, dafür aber nahezu ununterbrochen atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Wälder und Felder hatten. Immer wieder kamen wir auch an kleinen Bachläufen und Wasserfällen vorbei. Nach insgesamt 4,5 Stunden erreichten wir wieder das Auto.



De Hoop Nature Reserve
53 km südlich von Swellendam, wovon 40 km schlaglochübersäte Schotterstraße sind, befindet sich der Eingang zum De Hoop Nature Reserve. Die anstrengende Anfahrt war die Mühen jedoch definitiv wert und wir wurden im „Juwel des westlichen Kaps“ von traumhaften Stränden und scheinbar endlosen Sanddünen belohnt. Auch hier konnten wir Wale beobachten, und das mit Abstand ungestörter als in Hermanus. Nachdem wir den An- und Ausblick eine Weile genossen hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto, um den Rest des Parks zu erkunden.
Das Naturschutzgebiet hat noch viel mehr zu bieten als Sand und so sahen wir auf dem Weg zum De Hoop Vlei viele Strauße mit Jungen, Zebras, Antilopenherden und sogar eine Puffotter. Das De Hoop Vlei ist ein riesiges Brackwasser-Feuchtgebiet und bietet mit seiner üppigen Vegetation rund um den breiten Fluss einen faszinierenden Kontrast zu den direkt anschließenden Sanddünen, sodass wir an diesem Tag aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen.



Wilderness National Park/Touw River
Absolut zufällig wählten wir bei unserem nächsten Stopp in Wilderness eine Unterkunft mit einem Kanu-Verleih auf dem Gelände. Waren wir uns bis dahin doch noch recht unschlüssig, wie wir den Wilderness National Park erkunden wollten, so entschieden wir uns nun spontan für eine Kanu-Fahrt über den Touw River.
Wir wählten die Route zum Touw River Waterfall. Nach 3 km Paddeln durch den Urwald erreichten wir eine Anlegestelle, von der aus wir weitere 2,5 km zum Wasserfall wanderten. Der Wasserfall bildet auf halber Höhe eine Art Jacuzzi, den wir mit ein wenig Kletterei auch erreichten und der noch einmal deutlich spektakulärer anzusehen war als der Wasserfall von ganz unten. Der Rückweg erfolgte über dieselbe Route und mit etwas Gegenwind kamen wir nach etwa 3,5 Stunden wieder an unserem Bungalow an.



Knysna
Die Lagunen-Stadt Knysna gilt als Must-See entlang der Garden Route und so machten auch wir für einen Nachmittag hier Halt. Die Knysna Heads, markante Felsen zwischen zwei engstehenden Sandsteinklippen, verbinden die Lagune mit dem indischen Ozean, und bilden eine Art Eingangstor, welches sogar lange Zeit von der Royal Navy als gefährlichste Hafeneinfahrt weltweit angesehen wurde. Der Hafen wird heute nicht mehr industriell genutzt, an der Waterfront liegen lediglich private Yachten.
Wir erkundeten den Hafenbereich mit seinen Restaurants, Boutiquen und Souvenirshops und entspannten eine Weile in einem der süßen Cafés. Unbedingt besuchen mussten wir anschließend die temporäre „Back-to-the-Future“-Ausstellung mit einem original Delorean. Nach einem kurzen Zwischenstopp an einem Aussichtspunkt in The Heads mit Wahnsinnsausblick über die Knysna Heads machten wir uns schließlich auf den Weg zum Hotel in Plettenberg Bay.



Robberg Nature Reserve
Die zum Natur- und Küstenschutzgebiet deklarierte Halbinsel Robberg liegt lediglich 8 km südlich von Plettenberg Bay. Auf verschiedenen Internetseiten hatten wir gelesen, die ca. 9 km lange Wanderung zu The Point sei eine der schönsten in ganz Südafrika. Davon mussten wir uns natürlich selbst überzeugen und wurden definitiv nicht enttäuscht!
Der Weg führte uns zunächst auf der Nordseite der Halbinsel den Kamm entlang mit so vielen tollen Aussichten auf den Strand und Plettenberg Bay, vorbei an riesigen Pelzrobbenkolonien mit insgesamt ca. 8000 Tieren (welche man schon riecht und hört, lange bevor man sie sieht) und an einem Ausläufer der Sanddüne Witsand vorbei, bis wir nach etwa 2 Stunden die Spitze der Halbinsel erreichten. Zurück ging es auf der Südseite, wo das Wetter entgegen der Hitze und Ruhe auf dem Hinweg plötzlich windig, feucht von der Gischt und kühl war. Auf dieser Seite führte uns der Weg bis Witsand zu einem großen Teil direkt auf den Felsen im Meer entlang, immer wieder unterbrochen von Holztreppen und -stegen, um besonders unwegsame Stellen überwinden zu können. Die riesige Sanddüne verbindet Robberg mit der kleinen vorgelagerten Insel Die Eiland, die, als wir dort waren, allerdings leider nicht begehbar war. Das letzte Stück gingen wir wieder auf dem Kamm und erreichten nach 4,5 Stunden mit unzähligen Fotostopps, Snackpausen und etlichen Minuten, die wir einfach nur dastanden und die Umgebung auf uns wirken ließen, schließlich den Parkplatz.



Tsitsikamma National Park
Die eindrucksvolle Naturlandschaft im Tsitsikamma National Park mit ihren Felswänden, Steilküsten, Schluchten und Kiefernwäldern entlang des Storms River zählt zu den Highlights der Garden Route und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Man kann hier diversen Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Kayaking oder Canopy-Touren (Ziplining von Baum zu Baum) nachgehen.
Wir waren an dem Tag unseres Besuchs beide etwas müde und nicht wirklich zu Abenteuern aufgelegt, weshalb wir uns für die kurze Wanderung „Mouth-Trail“ mit anschließendem Aufstieg zu einem Aussichtspunkt entschieden. Der erste Teil des Weges führte uns einen Kilometer lang über einen Holzsteg durch einen der letzten echten Urwälder Südafrikas zur Mündung des Storms River. Hier mussten wir zunächst zwei kleinere Brücken entlang der Felswände und dann die 77 m lange Hängebrücke über den Fluss überqueren. Das Schaukeln der Brücke und der Wind, der durch die Schlucht, die der Storms River gegraben hat, über die Brücke hinaus auf das offene Meer fegt, waren für diesen Tag definitiv Abenteuer genug. Auf der anderen Seite ging es noch einmal etwa 1 km hinauf auf die Klippen zu zwei Aussichtspunkten. Schon auf dem Weg hatten wir immer wieder spannende Ausblicke auf die Hängebrücken und von oben überblickten wir die Küste des Parks. Zurück ging es über dieselbe Strecke und wir machten uns nach einem nicht allzu langen, aber doch wundervollen Stopp im Tsitsikamma wieder auf den Weg.



Addo Elephant National Park
Zum Schutz der letzten 11 Elefanten in diesem Gebiet, welche bis dato nicht der Jagd zum Opfer gefallen sind, wurde 1931 der Addo Elephant National Park eingerichtet. Seither wurde der Park immer wieder erweitert und erstreckt sich heute über 1640 km², was ihn zum drittgrößten Nationalpark Südafrikas macht. Die Elefantenpopulation konnte sich über die Jahre erholen; inzwischen werden über 600 Elefanten gezählt. Neben den Big Five kann man unter anderem verschiedene Antilopenarten, Zebras, Hyänen, Warzenschweine etc. antreffen.
Morgens um 7 waren wir bereits am Eingangstor und starteten mit unserem Mietwagen unsere Selbstfahrersafari auf den Schotterstraßen im Park. Schon nach ein paar Minuten standen die ersten Zebras direkt vor uns mitten auf der Straße – das ging ja schon super los! Im Lauf des Tages fuhren wir Seite an Seite mit riesigen Elefanten und bekamen es doch ein wenig mit der Angst zu tun, als wir einem recht grimmig dreinblickenden Büffel begegneten. Wir bestaunten Mistkäfer dabei, wie sie Mistkugeln über die Straße rollten, und beobachteten ganze Familien von Warzenschweinen. Großkatzen wollten sich leider nicht blicken lassen, der Tag war für uns aber auch so ereignisreich genug, sodass wir nach mehr als 10 Stunden den Park wieder zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken verließen.



Oudtshoorn
Oudtshoorn ist die wichtigste Stadt in der Halbwüste Klein Karoo und das Zentrum der südafrikanischen Straußenzucht. Waren um 1900 noch Straußenfedern der wichtigste Verkaufsartikel, so ist das Kerngeschäft nun die Produktion von Straußenfleisch.
Im Gegensatz zur Garden Route, wo es direkt am Meer durch den Wind immer leicht kühl war, hatten wir hier etwas ins Landesinnere versetzt um die 30 °C und konnten zwischen unseren Ausflügen (s.u.) auch endlich mal ein paar Stunden am Pool entspannen.
Cango Ostrich Farm
Auf der Cango Ostrich Farm wurden früher Strauße gezüchtet, seit Covid-19 fehlt aber leider das Geld dazu, sodass sie aktuell eine rein touristische Show Farm ist. Straußenreiten wird glücklicherweise aus Tierschutzgründen schon länger nicht mehr angeboten. Wir durften Strauße aus der Hand füttern, auf Eiern balancieren und haben viel Interessantes über die Geschichte der Straußenzucht, die Eigenschaften eines Straußes und die Unterschiede zum Emu erfahren.
Wusstet Ihr, dass Straußenfedern zu Hoch-Zeiten in etwa so viel Wert waren wie Gold, und dass das Gehirn eines Straußes kleiner ist als sein Auge?
Erdmännchen Safari
Als Lana erfahren hatte, dass in der Gegend um Oudtshoorn Erdmännchen leben und auch spezielle Safaris angeboten werden, führte kein Weg mehr daran vorbei, an einer teilzunehmen. Wir machten uns also morgens um 5 auf zum Treffpunkt, wo wir von den Guides mit Kaffee und Keksen erwartet wurden. Erdmännchen halten sich nur direkt nach dem Aufstehen für längere Zeit am selben Ort auf, wo sie sich in der Sonne aufwärmen und bereit für den Tag machen. Den restlichen Tag sind sie auf dem Feld und in ihren unterirdischen Gängen unterwegs, was sie schwer zu sichten macht und weshalb die Safari zu Sonnenaufgang starten musste.
Nach einer kurzen Einweisung wurde jeder von uns mit einem Campingstuhl ausgestattet und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zum Bau der letzten Nacht. Das erste Erdmännchen war schon wach, weshalb wir uns beeilten, unsere Plätze einzunehmen. Dann galt es, sich nicht mehr zu bewegen, um die schreckhaften Tiere nicht zu verscheuchen. Und tatsächlich – nach und nach kam eines nach dem anderen aus dem Bau gekrochen, bis es sich schlussendlich mit 11 Erwachsenen und 4 Babys die ganze Familie in der Sonne bequem gemacht hatte. Was für ein niedlicher Anblick!
Etwa eine Stunde saßen wir da und beobachteten sie, bis sie sich schließlich zum Frühstück aufmachten und wir unser Lager wieder abbrachen.
Cango Caves
Die sich über insgesamt 4 km ersteckenden Cango Caves zählen zu den größten und schönsten Höhlensystemen weltweit. In den Höhlen hat es ganzjährig etwa 20 °C, richtig kalt ist es im Gegensatz zu anderen Tropfsteinhöhlen also nicht, was daran liegt, dass die Cango Caves nicht wirklich unterirdisch, sondern in einem Berg liegen. Für die Öffentlichkeit zugänglich sind die ersten 600 m bei der Standard-Tour, im Rahmen der Adventure-Tour kommt man noch 600 m tiefer hinein, muss sich dabei allerdings durch enge Spalten quetschen und in extrem niedrigen Tunnels kriechen.
Wir wählten die Standard-Tour und besuchten während der 60-minütigen Führung die ersten sechs Kammern und bestaunten spektakuläre Gebilde von Stalagmiten und Stalaktiten, die über die Jahrtausende hinweg zum Teil zu breiten Säulen verschmolzen sind. In der ersten und größten (wirklich riesigen!) Kammer wurden eine Zeit lang sogar Konzerte gehalten; eine Gruppe norwegischer Jugendlicher, die genau wie wir an der Führung teilnahmen, stellte die grandiose Akustik bei einem spontanen kurzen Chor-Auftritt unter Beweis.


